Auffahrunfall:

Alle 15 Sekunden passiert er irgendwo

Datum: 03.08.2024
Lesedauer: ca. 5 Minuten

Ein Auffahrunfall kommt oft völlig unvorbereitet wie ein harter Schlag von hinten. Dieser Ratgeber zeigt, was nach einem Auffahrunfall zu tun ist und wie die Schuldfrage zu bewerten ist. Dem Anschein nach ist der Auffahrende zu 100 % schuld. Hier beleuchten wir auch andere Unfallszenarien. 3 Fahrzeuglängen Sicherheitsabstand oder der halbe Tachowert (50 Meter bei 100 km/h) sind die beste Prävention gegen Auffahrunfälle.

Unschuldig in Auffahrunfall verwickelt? Die-Unfallhelfer sind schnell vor Ort:

45-Sekunden-Kurzfassung:

Checkliste nach dem Auffahrunfall

  • Je schneller Autos fahren, desto länger wird der Bremsweg bzw. desto kürzer ist die Reaktionszeit (die Alkohol nochmal deutlich herabsetzt).
  • Dem Anschein nach ist derjenige Verkehrsteilnehmer, der auffährt, wegen Unaufmerksamkeit, zu geringem Sicherheitsabstand oder Verkehrsverstößen schuldig.
  • Es herrscht Beweislast: Bei möglicher Teilschuld muss der Anscheinsbeweis durch Unfallbeteiligte entkräftet werden.
  • Je heftiger der Auffahrunfall war, desto wichtiger ist ein versicherungsunabhängiges Gutachten für die vollständige Versicherungsabrechnung.
  • Von einem Bagatellschaden ist nur bei einem sehr leichten Anstoß auszugehen.
  • Durch die Krafteinwirkung ist ein Schleudertrauma eine häufige Verletzungsfolge bei einem Auffahrunfall: Geschädigte können dann mit einem Fachanwalt Schmerzensgeldansprüche prüfen.
  • Bei eigener Unschuld muss die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers Gutachter- und Anwaltskosten tragen.
Rechte nach einem Autounfall

Max hatte einen Auffahrunfall!

Sei schlauer als Max

Zu schnell war Max als Verkehrsteilnehmer nicht unterwegs, auch der Abstand stimmte. Doch die Bremslichter des Vordermannes funktionierten nicht, was Max weniger Zeit zum Bremsen gab. Er dachte als Auffahrender sofort, zu 100 % die Hauptschuld zu tragen und meldete den Schaden seiner Versicherung. In diesem Fall wäre eine gutachterliche Prüfung aber sinnvoll gewesen, denn vollständig defekte Bremslichter dürften zu einer Schuldbeteiligung führen.

Wer schlauer als Max nach dem Auffahrunfall handeln möchte, sollte die genauen Umstände zur Klärung der Schuldfrage dokumentieren.

Häufige Fragen nach einem Auffahrunfall:

Die-Unfallhelfer geben Antworten!

Gehen Sie die Checkliste bzw. Ablauf hier durch, um alles richtig zu machen. Die beste Entscheidung als Geschädigter ist es, ohne Kosten einen eigenen Gutachter einzuschalten.

Bei einem reinen Blechschaden müssen Unfallbeteiligte keine Polizei rufen. Pflicht besteht nur, wenn es Verletzte bzw. Personenschäden gegeben hat. Bei Fahrerflucht, totaler Uneinigkeit oder aggressivem Unfallgegner sollten Polizeibeamte auch zum Unfallort gerufen werden.

Ja, wenn der Unfallwagen reparaturbedingt einige Tage ausfällt. Du kannst auf Kosten der Versicherung des Unfallgegners ein gleichwertiges Fahrzeug anmieten oder alternativ eine Nutzungsausfallentschädigung einfordern. Wir beraten Geschädigte individuell zu allen Optionen.

Laut Anschein ja, ihn kann aber eine Mitschuld durch verkehrswidriges Verhalten treffen, wenn er grundlos gebremst hat. Dieses Verhalten müsste der Auffahrende aber nach dem Unfall beweisen.

Laut Gerichten haben Vordermänner eine Teil- oder auch Hauptschuld bei Bremsmanövern ohne triftigen Grund, verkehrswidrigem Spurwechsel oder vorsätzlichem bzw. grob fahrlässigem Verhalten. Mit Beweissicherung sind die Umstände im Einzelfall immer zu klären.

Haben Sie weitere Fragen? Jetzt persönlich beraten lassen:

Was gilt nach einem Auffahrunfall?

Schulfrage / Anscheinsbeweis, das zählt ...

Laut Sprichwort hat der Auffahrende automatisch oder sogar immer die Hauptschuld. Denn laut Anschein hat der hinterherfahrende nicht die notwendige Vorsicht walten lassen, um die Kollision zu verhindern. Aber: grundlose Vollbremsungen, defekte Bremslichter, Verkehrsverstöße und Alkohol am Steuer führen regelmäßig zu einer Mitschuld am Auffahrunfall.

In jedem einzelnen Schadenfall ist insofern eine differenzierte und beweisorientierte Schuldanalyse je nach Unfallhergang notwendig. Der Anscheinsbeweis ist stark und naheliegend, er kann aber entkräftet werden. Vordermänner sind somit nicht automatisch raus aus der Haftung.

Ablauf an der Unfallstelle:

Was tun nach Auffahrunfall?

  • 1. Schritt:

    Mit absoluter Priorität die Unfallstelle mit Warnblinklicht, Warndreieck etc. sichern und Folgeunfälle verhindern. Ruhig bleiben, Überblick verschaffen und das weitere Vorgehen planen.

  • 2. Schritt:

    Bei verletzten Autofahrern (Personenschaden) Rettungswagen und Polizei rufen, bis zum Eintreffen Erste Hilfe Maßnahmen umsetzen.

  • 3. Schritt:

    Jetzt geht es um den Blech- bzw. Sachschaden und die formale Unfallaufnahme: Unfallbericht anfertigen, Beweisfotos schießen, Zeugen befragen und Daten austauschen.

  • 4. Schritt:

    Für die anstehende Schadenregulierung einen versicherungsunabhängige Kfz Gutachter anrufen. Bei klarer Sachlage besteht kein Grund, sich auf die Versicherung des Unfallverursachers einzulassen.

85 % der Fälle über der Bagatellschadengrenze

Auffahrunfälle sind typische Einsätze für Kfz Gutachter, da die Bagatellschadengrenze sehr oft überschritten ist. Zögern Sie nicht, nach einem Auffahrunfall bei vermutlich eigener Unschuld Ihren Anspruch auf ein kostenloses Schadengutachten zu prüfen.

Praxistipp:

Den hätte Max gut gebrauchen können!

Vom Urlaub ist noch die Anhängerkupplung am Fahrzeug montiert? Damit sollte auf keinen Fall lange gefahren werden, denn bei einem Auffahrunfall erhöht sich so das Schadenspotenzial deutlich. Und auch beim Rangieren in engen Parkhäusern ist ein Unfall schnell passiert, wenn die Anhängerkupplung gar nicht mehr im Bewusstsein ist. Da eine Mitschuld durch eine Anhängerkupplung droht, sollte diese nur bei unmittelbarer Nutzung am Auto bleiben.

Max musste das schmerzlich feststellen, dass ihm die „vergessene“ Kupplung bei einem Auffahrunfall zum Nachteil ausgelegt wurde. Für eine optimale Vorbereitung auf einen möglichen Auffahrunfall sollte eine Vorlage für den Unfallbericht immer griffbereit im Handschuhfach liegen. Ebenso das Warndreieck im Kofferraum.

Tier auf der Fahrbahn löst Auffahrunfall aus

Wer haftet wann wofür?

  • Tier auf der Fahrbahn löst Auffahrunfall aus

    Vorausfahrende Fahrer dürfen nicht für jedes Tier stark in die Eisen gehen. Im Einzelfall kommt es laut Gerichtsurteilen auf die Größe des Tieres und die damit verbundene Gefahr an. Für Kleintiere sehen Richter keinen triftigen Grund für starkes Abbremsen, bei einem Wildschwein auf der Straße kann das je nach Geschwindigkeit anders aussehen.

  • Auffahrunfall durch Vollbremsung des Vordermanns

    Geschieht die Vollbremsung grundlos, trägt der Vorausfahrende zumindest eine Teilschuld. Bremsen vor einer auf Gelb springenden Ampel ist zulässig, da der Hintermann genügend Abstand für diesen Fall einzuhalten hat.

  • Gegenstand auf die Fahrbahn geflogen! Wer ist jetzt schuld am Auffahrunfall?

    Dieser Fall kann komplex sein. Es kommt darauf an, wie die Gegenstände auf die Fahrbahn gelangt sind und wer haftbar gemacht werden kann. So könnten z. B. Gegenstände von einem LKW durch unzureichende Ladungssicherung auf die Fahrbahn gefallen sein, womit den LKW Fahrer die Schuld trifft. Im Verkehrsfunk wird oft vor herumliegenden Gegenständen bzw. Teilen auf der Fahrbahn gewarnt, was eine umsichtige Fahrweise erfordert.

    Oft ist eine eindeutige Zuordnung aber nicht möglich, sodass ggf. die eigene Kaskoversicherung den Schaden regulieren muss. Das gilt auch für höhere Gewalt, wenn als Beispiel ein Baum durch eine Sturmböe plötzlich auf die Straße fällt.

  • Auffahrunfall aufgrund eines technischen Defekts

    Sind Fahrzeuge nicht vollständig verkehrssicher und kommt es dadurch zu einem Auffahrunfall, steht der vorausfahrende Autofahrer in der Mithaftung. Defekte Bremslichter sind ein häufiges Beispiel, die den Anscheinsbeweis faktisch nachprüfbar entkräften können.

  • Auffahrunfall mit einem Fahrschulauto

    Wer hinter einem Fahrschulauto fährt, muss mit unvorhergesehenen Manövern rechnen und entsprechend viel Abstand halten. Hier hat der Auffahrende eigentlich immer die Hauptschuld.

  • Massenkarambolage auf der Autobahn: wer ist schuld?

    Oft ist ein Spurwechsel Auslöser einer Kettenreaktion, an der viele Fahrzeuge beteiligt sein können. Nur selten lässt sich die Ursache und somit ein Hauptschuldiger bestimmen. Seit 2015 kann bei mehr als 20 Unfallfahrzeugen eine vereinfachte Regulierung bei einem Kettenauffahrunfall zur Anwendung kommen. Die jeweilige Haftpflichtversicherung reguliert dann in der Folge ohne Verlust des Schadenfreiheitsrabattes den Schaden am eigenen Fahrzeug.

  • Vordermann legt Rückwärtsgang ein! Bin ich trotzdem schuld?

    Laut Beweis des Anscheins haben Rückwärtsfahrer meistens die volle Schuld. Das gilt laut Verkehrsrechtsexperten vor allem, wenn der Rückwärtsgang aus Versehen falsch eingelegt wird. Stehen alle Fahrzeuge vor einer roten Ampel, kann der Hintermann selbst ohne Crash nicht schnell nach hinten ausweichen.

  • Auffahrunfall auf dem Parkplatz

    Hier gilt im Regelfall die Straßenverkehrsordnung (StVO), vor deren Hintergrund der Unfall zu bewerten ist. Geringe Geschwindigkeit ist das beste Mittel, um es auf einem Parkplatz gar nicht erst zu einem Auffahrunfall kommen zu lassen.

  • Auffahrunfall auf dem Parkplatz

    Auch hier kommt es sehr auf den Unfallhergang an bzw. inwiefern der Vorausfahrende verkehrswidrig durch Unachtsamkeit gehandelt hat. Ungeachtet der Schuld hat der Vordermann durch Alkohol am Steuer mit einer empfindlichen Strafe zu rechnen.

Rechtliches zum Auffahrunfall:

Bußgeld: Mit welchen Strafen müssen Verursacher rechnen?

Der Bußgeldkatalog sieht Geldstrafen zwischen 35 und bis zu 400 Euro sowie bei schwerwiegenden Vergehen Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei oder den Verlust der Fahrerlaubnis vor.

Auffahrunfall in der Probezeit!

Ist der Lappen jetzt weg?

Da Fahranfänger unter Beobachtung stehen, kann der Lappen in der Probezeit bei gravierenden A-Verstößen schnell weg sein. Hinzukommen können je nach Verstoß hohe Bußgelder, eine Verlängerung der Probezeit sowie ein verkehrspsychologisches Aufbauseminar. Fahranfänger sollten insofern Auffahrunfälle möglichst vermeiden.

Schmerzensgeld nach Auffahrunfall:

Wann bestehen Ansprüche?

Ist unfallbedingt eine Verletzung mit gewissem Schweregrad zu beklagen und ärztlich attestiert, können Ansprüche auf Schmerzensgeld mit einem Fachanwalt geprüft werden. Einige Kratzer stellen im Regelfall keine Anspruchsgrundlage dar, wohingegen es für ein Schleudertrauma je nach Schweregrad mehrere hundert Euro Schmerzensgeld geben kann. Werfen Sie einen Blick in Schmerzensgeldtabellen, wenn Sie sich einen konkreten Überblick in Bezug auf andere Verletzungen verschaffen wollen.

Die-Unfallhelfer Kfz-Gutachter
Schuld nicht immer 100 % eindeutig!

Fazit zum Auffahrunfall:

Weil das so ist und Sie es besser als Max machen wollen, sollten Sie sich nicht nur auf den Anscheinsbeweis verlassen. Ob Ihnen jemand in Heck gefahren oder Sie der Auffahrende sind: Mit umfassender Beweissicherung am Unfallort muss die Basis für die Einschätzung der Schuldfrage gelegt werden.